Autorin: Kathrin Ganglberger
Unsere Workshops zum Thema „Umgang mit Geld“ für Jugendliche und junge Erwachsene drehen sich um verschiedenste Schuldenursachen.
Warum Jugendliche tatsächlich Schulden machen liest du hier:
Wenn ich erzähle, dass ich Workshops zum Thema Umgang mit Geld mit Jugendlichen mache, kommt meistens die Frage: Und womit machen die Jugendlichen heutzutage Schulden? Mit dem Handy?
Ich versuche heute zu klären warum Jugendliche WIRKLICH Schulden machen. Das Handy ist nämlich dank der all-in-Verträge mittlerweile nicht mehr Schuldenursache Nummer 1.
Warum machen Jugendliche Schulden?
Einer der Gründe warum Jugendliche und junge Erwachsene mit dem Geld nicht auskommen ist ganz simpel:
Sie haben es nicht gelernt.
In vielen Familien wird kein regelmäßiges Taschengeld mehr ausgezahlt. Der elterliche Geld-Zapfhahn ist quasi immer offen und die Jugendlichen können sich etwas holen wenn sie es brauchen.
Das hat zur Folge das der Wert des Geldes nicht sichtbar wird. Alle Beteiligten verlieren den Überblick darüber wieviel wofür verbraucht wurde – somit wird leider der Weg in ein finanziell ungesundes Leben geebnet.
Wir haben bereits einen Beitrag zum Thema Taschengeld geschrieben, lies dort mal rein und lass dich davon überzeugen das Taschengeld wirklich wichtig für deine Kinder ist!
Ebenso aus der Mode ist das sogenannte „Kostgeld“ gekommen.
Früher war es üblich, dass sich Jugendliche sobald sie ihr erstes Einkommen (Lehre) hatten, zu Hause finanziell beteiligen – zum Beispiel mit einem Beitrag zu den Haushaltskosten.
Damit lernen sie, erste Fixkosten einzuplanen, so wie es auch später bei der ersten eigenen Wohnung dann sein wird.
Haben ist das neue Sein
Ein weiterer Grund warum Jugendliche und junge Erwachsene Schulden machen ist der Konsum.
Das sehen wir auch bei uns Erwachsenen oft. Dinge die ich mir (vermeintlich) kaufen kann werden als Statussymbol benutzt und hergezeigt.
Dabei wird natürlich nicht hinterfragt, ob ich mir das wirklich leisten kann. Dazu gibt es außerdem viel zu praktische Zahlungsangebote die ich nutzen kann. Mehr dazu unten…
Womit machen Jugendliche denn dann Schulden?
Das Handy wurde durch die derzeitigen All-In-Veträge der Moilfunkanbieter als Schuldenfalle abgelöst. Trotzdem können Jugendliche mit dem Handy noch viel Geld ausgeben, sei es bei der regelmäßigen Anschaffung von neuen Topp-Geräten oder bei In-App Käufen.
Das Handy als Statussymbol ist immer noch allgegenwärtig weshalb sich viele Jugendliche die neuesten Handys über teure Verträge in Ratenzahlung kaufen. Meistens wird der Handyvertrag und somit die monatliche Zahlung von den Eltern übernommen. So fehlt leider auch hier wieder der Lerneffekt was Ratenzahlungen betrifft.
Am Handy selbst werden dann Spiele und Apps geladen die meistens nach einiger Zeit auch wieder Geld kosten. Abos werden abgeschlossen um neueste Versionen zu bekommen oder neue Geräte und Figuren in Spielen freizuschalten.
Der Suchtfaktor ist dabei hoch und da diese App-Käufe ebenfalls meistens über die Handyrechnung bezahlt werden, fehlt die Übersicht beim Jugendlichen selbst.
Die Statussymbole sind aber nicht nur aufs Handy beschränkt:
Durch das Internet lädt die ständige Verfügbarkeit von diversen Shoppingerlebnissen zum Geld ausgeben ein.
Dazu kommen viele angebotene Zahlungsmöglichkeiten, die mich dazu einladen, Geld auszugeben das ich eigentlich vielleicht gar nicht habe.
Ratenzahlungen, Teilzahlungen, verzögerte Zahlung im nächsten Monat, Abbuchungen von verschiedenen Zahlungsplattformen…
…ich kann also mein nicht vorhandenes Budget hin und her verlagern und das 24 Stunden am Tag und virtuell – da verlieren viele leicht den Überblick.
Was kannst du tun?
- Als Eltern, Lehrer, erwachsenes Vorbild kannst du den Jugendlichen oder deinen Kindern helfen, sich mit Geld auseinander zu setzen.
Das bedeutet in erster Linie das Geld kein Tabuthema sein darf!
Sprich mit deinen Kindern darüber, was wieviel kostet, wer wieviel in der Familien verdient und zeig ihnen, dass es normal ist über Geld zu sprechen.
- Lebe als gutes Beispiel vor, dass Konsum nicht immer glücklich macht.
Das man Kaufentscheidungen verschieben kann und danach immer noch glücklich sein kann.
- Gib Verantwortung ab. Zahle Taschengeld oder thematisch zugeordnete Budgets aus (zb Bekleidungsgeld) und lasse dein Kind diese selbst verwalten.
Wenn ihr Punkt 1 bereits lebt wird es zu dir kommen wenn es dabei Hilfe braucht.
Und lass dein Kind (im gewissen finanziellen Rahmen) Fehler machen. Nur so kann es lernen gesund mit Geld umzugehen.
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Kathrin Ganglberger, Sozialarbeiterin, Theaterpädagogin, CliniClownin, Mutter von 2 Kindern.
Sie bloggt über Nachhaltigkeitsthemen, Familie und Finanzfragen ganz allgemein.
Kathrin ist seit 2015 bei KLARTEXT – Finanzielle Gesundheit und dort Trainerin und für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig.